Thursday, February 09, 2006

bierausschank im outback

ihr lieben,

jetzt bin ich aber wirklich in australien angekommen! befinde mich mitten im nirgendwo an der nordostspitze dieses kontinents, quasi im outback 40 km südlich von cooktown. und cooktown, so sagt man, ist das ende von allem hier. wie es dazu kam? ich erzähls euch...

ich war in mission beach stehengeblieben. susanne kam am letzten abend und wir gönnten uns bei scottys eine riesige portion kangaroo-steak, das angeblich beste in queensland. mit ner pflaumensauce und stampfkartoffeln, boah ey, dit war vielleicht lecker. hatte ein bißchen schlechtes gewissen, da ich am nachmittag zwei tote wallabys am straßenrand hatte liegen sehen... ...egal!


später tranken wir noch bier mit mike, dem netten holländer und noch n weilchen später spielte uns nick, der canadier vom hostel, was auf seiner klampfe vor. und was? natürlich jack johnson. hört man hier einfach überall!

der abschied am nächsten morgen fiel mal wieder schwer. es ist wirklich merkwürdig, da bleibt man nur drei tage, hat eigentlich nicht viel miteinander zu tun außer n getränk am abend und trotzdem ist es am ende immer traurig. gerade wenn man so einen schönen platz verlassen muss wie dieses hostel.


und weiter nach cairns. schock. menschenmassen, laute musi, restaurant an restaurant. taschenschleppen, hostel finden. susanne, absolute schnäppchenjägerin, etwas anstrengend mit ihr. tja und viel mehr kann ich über cairns nicht sagen. da gabs ne lagune zum baden, da es direkt in der city keinen strand gibt. am ersten abend waren wir mit alex aus, im woolshed, soner teenie bar. und ich machte mich gleich auf jobsuche.

im hostel sah ich eine anzeige: das berühmte lion´s den hotel (hotel ist hier mehr ein pub oder ne kneipe) in der nähe von cooktown sucht barpersonal. wollte ja sowieso mal in dieses kaff, also rief ich gleich an. pam sagte mir sofort zu, nachdem ich ihr meine 10 jährige erfahrung offerierte. so schnell hatte ich damit gar nicht gerechnet. am nächsten oder besser übernächsten tag würde mich ihr partner chris abholen und nach cooktown bringen. der lohn klang nicht besonders berauschend, 300 dollar pro woche, sechs bis acht stunden, sechs tage die woche. frei wohnen und essen.

ich antwortete auch auf eine andere anzeige, mädchen gesucht für farmwork, 12 dollar netto die stunde und arbeiten, soviel ich kann (allerdings keine garantie für die länge des jobs). das mädchen am telefon war schwäbin, 20, sehr nett und suchte offenbar jemanden, der mit ihr die stupide farmarbeit teilt.
ich war schwer am überlegen. lieber mehr geld und schneller auf reisen gehen, dafür stupide arbeit (wohl auch im anliegenden wasserwerk, nachts flaschen abfüllen u.s.w.) im hinterletzten nest mit ner 20 jährigen deutschen (mein englisch würde mal wieder versacken). oder in einen pub im hinterletzten nest mit wenig kohle, dafür vielen locals (ob auch immer das gut ist) und mehr aussie-erfahrung?

???

ich entschied mich fürs hotel und wurde auch sogleich am nächsten tag angerufen, dass ich abgeholt werde. so konnte ich meinen mitreisenden gar nicht mehr tschüss sagen. ich packte meine sieben sachen und los gings.
das deutsche mädel war übrigens total traurig, dass ich nicht kommen würde. ich glaube, sie war auf ihrer farm sehr einsam.
chris holte mich ab und ich war total verblüfft. der sieht doch tatsächlich so aus wie uns´ lord helmchen... also groß und mit keine haare uffn kopf und ausgeprägter nase. ist das ein zeichen?
er lud mich in seinen großen track und wir machten uns auf den weg. das war schon etwas merkwürdig, da ich ihn nicht kannte und überhaupt nicht wusste, was mich erwartet. er fuhr die küstenstraße lang, um mir die herrliche landschaft zu zeigen. grandios! wir hatten mehr als vier stunden zeit uns zu unterhalten. ich war mal wieder total überrascht von den riesigen entfernungen. und übrigens, diese straße nach cooktown wurde erst letzten freitag fertiggestellt. noch vor einem jahr führte hier nur eine schlammige schotterpiste hin.
zwischendurch hielten wir in helga´s nursery, einer palmenzüchterei. das hat mich echt beeindruckt. einen so schönen ort habe ich selten gesehen. und mitten drin eine ältere, unheimlich gütig dreinblickende frau (holländerin) mit dem breitkrempigen hut und zwei hunden an ihrer seite. sie erzählte, noch bis vor 15 jahren war hier absolut nichts. sie hatte hier jeden einzelnen baum gepflanzt und jetzt sah es aus wie ein herrlicher dschungel. ich fragte sie, ob sie mit ihren pflanzen sprechen würde. sie sagte, ja natürlich und das ihre pflanzen klassische musik lieben würden. sie ist ein echtes unikat und ich habe leider kein foto gemacht.

auf dem weg sah ich mal wieder einen sonnenuntergang, der alles bisherige übertraf. viele wallabys und rinder säumten den straßenrand. ein sattes grün überall, berge, das meer und über hunderte kilometer einfach mal nichts als natur.


als wir ankamen war es schon dunkel.


pam, meine neue chefin, sagte mir hallo und natasha, meine zukünftige mitbewohnerin zeigte mir mein neues heim. kinders, ich lebe in einem zelt. es ist ein schönes zelt, ziemlich groß, auf einem holzgerüst wegen eventueller flut.

das ist eines der zelte (cabins), die sie hier vermieten. ich wohne in einem ähnlichen, nicht ganz so hoch.


der pub an sich ist unglaublich australisch. es ist eigentlich ne wellblechhütte und 130 jahre alt. das ist hier unheimlich geschichtsträchtig. chris ist übrigens der erste mann, der dieses hotel führt. vorher war es immer im besitz von frauen. es gibt einen kleinen tresen, einen pool tisch, die wände sind von oben bis unten mit gastkommentaren aus allen jahrzehnten beschriftet. alles ist etwas verkommen, aber gemütlich, ein altes klavier, ein souveniershop, stubbieholder (die dinger, wo das bier rein kommt) an den wänden. total verkruscht eben. und käfer, überall! große, kleine, fliegende, auf dem rücken liegende, die ganze luft summt und brummt.

hier gibt es einen kleinen raum, in dem irgendein freak schlangen, spinnen und ähnliches getier gesammelt hat.


ich habs für euch nocheinmal etwas gezoomt...




eigentlich kümmerte sich auch nicht so richtig jemand um mich, also machte ich mir ein sandwich und setzte mich vor den überdimensional großen fernseher. oh shit, dachte ich, jetzt hängste hier fest. das nächste kaff ist eine halbe stunde von hier entfernt. und sowas wie einen bus gibt es hier erst recht nicht. und mein handy hat sowas von keinen empfang! außerdem fühlte ich mich von dem ständigen hitze-air condition-wechsel ganz schön angeschlagen. also ging ich ins bett, machte die glotze an und versuchte, mich nicht zu sehr auf die fremdartigen, ohrenbetäubenden bush-geräusche zu konzentrieren. schon bald legte sich mein kleiner freund red, einer der hiesigen hunde, neben mein bett und umarmte dabei meinen rucksack. das tröstete mich irgendwie.



ich schlief mehr als 12 stunden, wobei ich zwischendurch immer wieder wach lag und mit meinem kränkelnden hals zu tun hatte.
der nächste tag empfing mich mit sonnenschein. ich machte mir frühstück und lernte ein paar kollegen kennen, alle insgesamt sehr nett. und die locals, kinders, ihr macht euch kein bild. bärtige, zahnlose, verstaubte typen, immer n bierchen in der hand. hier in der nähe ist eine zink-miene und das stammpublikum kommt nach und vor der schicht hierher. chris erzählte mir über die einheimischen, dass cooktown noch bis vor wenigen jahre ziemlich abgeschnitten war von allem anderen. deshalb kamen hier viele kriminelle her. hier würde sie niemand verhaften. es wäre einfach zu umständlich. außerdem sind viele etwas merkwürdig, da es hier einfach mal nichts zu tun gibt und nach der arbeit nur das trinken bleibt. er versicherte mir aber, dass es genauso viele ganz tolle charaktere gibt. ich werde demnächst mal ein paar fotografieren...


pam sagte mir, dass ich diesen tag noch frei hätte und am wochenende eingearbeitet werde (natürlich unbezahlt, hatte sie am telefon natürlich nicht erwähnt). also schaute ich mich ein wenig um. gleich drei zelte weiter befindet sich ein fluss. herrlich. dort kann man krokodil-frei baden. ach ja, erwähnte ich die schlangen hier? es gibt wohl einige hier und ich soll immer aufpassen, wo ich hinlatsche. der ein oder andere mag sich jetzt sorgen machen, mama, papa, tief ein und ausatmen! hier ist noch keiner gestorben.
es gibt wohl einen typ hier nebenan, der hat ne python als haustier. und auch ein paar spinnen. grins, schlotter...

na jedenfalls war ich am fluss, mein anderer kleiner freund brown begleitete mich auf schritt und tritt. ansonsten gab es hier nicht wirklich viel zu tun. hier ist einfach mal nichts. tim, mein zahnloser »trainer« zeigte mir die küche und alle kühlschränke. gott sei dank gibt es hier ne espressomaschine, die instantplürre hätte ich nicht mehr lange ertragen.

das ist brownie


heute nachmittag werde ich eingearbeitet. ich bin sehr gespannt. habe mit vielen dialekten zu kämpfen. die aussies kriegen hier wirklich nicht ihr maul auf beim reden, die aboriginies (es gibt viele hier, da sich irgendwo nebenan eine gemeinde befindet) haben wieder einen sehr eigenen slang und ein paar engländer gibts hier auch. mir wurde allerdings versprochen, wenn ich diesen ort verlasse, werde ich alles verstehen.

tja, ihr lieben und ob ich hier demnächst mit den käfern tanze, ob ich für jeden »stammi« das richtige bier finde und ob man hier auch holla hotti sagt, dass erzähle ich euch beim nächsten mal.

cheers
eure outbacktresenschlampe

4 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Hi liebe Julie! Na dann prost, merk dir alle Biersorten, danach schicke ich dich zu Thomas Gottschalk... umarme dich! Susa

2/09/2006 9:26 pm  
Anonymous Anonymous said...

Wau Jule!
Du gehst ja fremd! Und dann auch noch mit so ´nem Hundesohn der aussieht wie ich nach `ner Begegnung mit´m Rasenmäher! Muß mich offenbar doch mal in Erinnerung bringen und meinen Platz markieren! Obwohl Bacon-Eric ja weiterhin euren Kühlschrank für mich öffnet(könnte auch mehr sein..)fehlen mir unsere ausgiebigen Schmuse- und Abschleckorgien doch ganz schön. Macht ja sonst keiner...
Also laß dich von dem Kollegen da unten bloß nicht einlullen und vergiß nicht mir was mitzubringen.

Dicke feuchte Zungenküsse schickt dir dein Paulito

2/09/2006 10:38 pm  
Anonymous Anonymous said...

Hi Jule - bin immer wieder mit Spaß in deinem blog. Wünsche Dir spannende Tage in der Pampas mit Aborigines, Zinkminers und anderen "Kriminellen". Deine Photos sind einfach toll (nur zu wenig), habe schon 'ne Menge in meinen Bildschirmschoner gepackt.
Grüße aus NewColln.
M.(KW)

2/10/2006 7:22 am  
Anonymous Anonymous said...

ach gottchen, wie süss der hund aussieht, der arme ist bestimmt ein einsamer auf sich allein gestellter 3.welt hund. der sucht nur liebe und anschluss. könnte doch ein alter bruder von paulchen sein. bring den doch mit julie.
schön das du wieder aufgetaucht bist.
wetter ist richtig scheisse, proberaum ist super. da hängen wir jetzt immer ab. sei wachsam !
maxxe

2/10/2006 9:40 am  

Post a Comment

<< Home