Monday, October 09, 2006

tagebuch einer krabbenfischerin

ihr lieben, wie schon im letzten blog angekündigt habe ich mein berufsfeld erweitert und auf einem prawntrawler angeheuert. meine erlebten abenteuer auf see möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

25/09/06 - tag 01: bin pünktlich 12 uhr mittags an bord der cape leveque.


schaue mich in meinem neuen betätigungsfeld, der bordküche um und sehe sogleich, hier gibts ne menge zu tun. drei männer auf sich selbst gestellt zwei wochen auf einem boot, ihr könnt euch in etwa vorstellen, wie es danach aussieht. dementsprechend auch das klo, igitt (die kloschlüssel klebt, aber muschimagazine dürfen natürlich nicht fehlen). egal, da muss ich jetzt durch. wir verlassen point samson um 1 uhr 30 und stechen in see. meine befürchtungen wachsen umgedreht proportional zur größe des hafens, der immer kleiner wird. zwei wochen mit drei typen an bord, die ich nicht mal kenne, halte ich das aus? krieg ich platzangst? werd ich seekrank? und überhaupt, wie stehts mit meinen kochkünsten?


und wie ich da so drüber nachdenke merke ich auch schon die ersten anzeichen eines flauen magens. ok ok, ruhig bleiben, was hab ich gelernt? essen! schiebe mir ein paar bisquits rein in der hoffnung auf besserung. nichts passiert, es wird gar schlimmer. also verbringe ich den nachmittag an deck und starre auf den horizont. derryl, der nette, aber nicht besonders helle »deckie« quatscht mich die ganze zeit voll. habe nicht die geringste lust, meinen mund auch nur einen milimeter aufzumachen (es könnten sich ja die letzten kekse erbrechen) aber versuche selbstverständlich ein minimaß an höflichkeit.


für dinner gibt es steak mit kartoffelpüree und salat. kann leider nicht besonders konzentriert arbeiten, da ich alle fünf minuten an die frische luft muss. den höhepunkt meiner übelkeit erreiche ich beim steak auftun. muss mich äußerst zusammenreißen, mich nicht großflächig über das eben gebratene, nach fett riechende stück fleisch zu ergeben und entschuldige mich auch sogleich dringend nach draußen. ganz schön doof, wenn es keinen horizont mehr zum fixieren gibt, weil dunkel. aber da ist der mond und ich klammere mich verzweifelt an seine sichel.


craig, der skipper und »boss« fragte mich bei meiner einstellung natürlich, ob ich seekrank werde und ich verneinte großkotzig. ich doch nicht, war ja schließlich mehrere tage segeln u.s.w. er sagte nur, das sei kein segeltrip und ich dachte mir nur, ja ja, dit wird schon. heul! versuche mich an einem löffel kartoffelbrei ohne erfolg und am ende bin ich so müde, dass ich in mein bunkbett rolle (teile die kabine mit deryll, der plaudertasche) und sogleich einschlafe.


26/09/06 - tag 02: wache um 7 uhr 30 auf und fühle mich erheblich besser. das ändert sich jedoch umgehend, als ich das aussie frühstück zubereite: gebratene wurst, speck, eier, tomate, baked beans, cremiger mais und dosenspaghetti, eine einzige fettschlacht. dazu das bootgeschaukel, rülps. auch diesmal muss ich mich umgehend an die frische luft begeben. als craig sagt, dass er das meer lange nicht so unruhig gesehen hat, bin ich etwas erleichtert. dachte schon, ich bin das größte weichei.


zum mittag gibt es tunapasta mit käse überbacken, aber kochen macht einfach keinen spaß, wenn einem kotzübel ist. mittlerweile befinden wir uns vor der küste port headlands und es tut gut, etwas land, wenn auch weit entfernt zu sehen. delfine folgen unaufhörlich unserem boot und ich bin kurzzeitig entzückt, da ich die noch nie in freier wildbahn gesehen hab.


am nachmittag holen die jungs ein paar prawns rein. die ausbeute ist nicht sehr groß und craig sagt mir, es sei wohl nicht so einfach prawns zu fangen, da man nie genau weiß, wo die sich rumtreiben. ist wohl äußerst abhängig von den gezeiten und der stellung des mondes (ick hätte ja so nem prawn nicht mal soo viel zugetraut). jedenfalls gibts ne menge zu sehen, kleinere haie, krabben, barramundi, catfish, rochen und mehr. ziehe mir gummistiefel und handschuhe über und helfe mit, die bananaprawns auszusortieren. man muss dabei ein wenig aufpassen, da viele fische kleine stachel haben und man sich die finger damit verletzt.



war wohl n bißchen viel auf einmal…


halte ein mittagsschläfchen und irgendwie scheint das zu helfen. backe ein paar muffins und zum abendbrot gibt es bouletten mit brokkoli und gegrillten kartoffeln. muss mich ganz doll überzeugen, auch ein boulettchen zu probieren. craig fragt mich, warum ich nicht mit ihnen zusammen esse und ich antworte, dass ich keinen appetit habe wenn ich koche, was ja nur zur hälfte stimmt. habe schwierigkeiten beim einschlafen, all die fremden geräusche, ein ewiges pochen, rutschen, poltern, quietschen und die wellen schlagen gegen den stahlkorpus des bootes. stelle mir vor, wie es wohl ist wenn ich nachts aufwache und das boot ist bereits halb gesunken und ich muss jämmerlich ertrinken. sofort kommt mir das flötengewhistle vonner titanic ins ohr und mit leonardo die caprio im sinn schlafe ich ein.

27/09/06 - tag 03: das frühstück geht mir mittlerweile schon besser von der hand und ich muss nach dem abbraten nicht sofort hinausstürzen, ein erfolg. hab sogar ein richtig echtes wheetbix-brekkie (ein eckpfeiler der australischen esskultur). verbringe den vormittag mit sunbaking auf dem oberen deck und lese die zu diesem zweck erworbene johnny cash biografie. das meer hat sich etwas beruhigt, dem himmel sei dank.


zum lunch gibts aufgewärmte pasta, bouletten und salat, too easy! und ich halte meinen zur tradition werdenden nachmittagsschlaf. mein job ist ja wirklich relativ einfach und ich habe diesmal wirklich keine ambition, mich dabei aufzurauchen. es gäbe ne menge zu putzen, aber ich versuche, soviel zeit wie möglich draußen zu verbringen. mein magen ist konstant flau und da hilft nur frische luft und horizont.


das ist übrigens darren oder auch kurz daz, der erfahrene deckie hier an bord. der raucht den ganzen tag pott aus einer selbstgebastelten bbq-sauce-plastikflaschen-bong. die jungs kriegen 80 cent pro gefangenen kilo prawns und das kann ein megamäßig guter verdienst sein. die haben wohl diese saison schon den absoluten rekord von vor über dreißig jahren gebrochen (ich glaub mit über einer tonne prawns). geholfen haben die fünf cyclones, die sorgen nämlich für genügend frischwasser und spülen zudem die flüsse aus. vögelschwärme folgen uns unaufhörlich in der hoffnung auf ein leichtverdientes mal. die kacken auch ganz gerne auf deinen kopf.


am nachmittag backe ich fudge brownies, die jungs lieben kuchen und sobald ich den aus der röhre hole, ist er auch schon aufgegessen. deshalb gibts muddis apfelkuchen gleich hinterher (siehste mama, der reist um australien). zum dinner gibt es scotch fillet mit gebackenen süßkartoffeln, kürbis und maiskolben. ich habe wirklich keine ahnung, was ich koche, aber den jungs scheint es zu schmecken. nachdem ich in meiner vergangenheit ja fast ausschließlich vegetarisch gekocht habe ist das hier eine völlig neue erfahrung.


nach dem abendbrot gibt es das exclusive-interview mit terri irwin, der frau des vor zwei wochen dramatisch dahin geschiedenen crocodile hunters. das ist schon ganz schön traurig, aber zuviel pathos ist zuviel. nachdem terri die faust ballt und kämpferisch, ja fast verschwörerisch etwas wie »crocs rule« in die kamera sagt, muss ich auf der stelle ins bett flüchten. meine kabine stinkt sowas von nach altem fuß, dass ich nicht einschlafen kann. der teppich ist komplett nass und meine matratze, die ich versuche nicht zu berühren müffelt streng. kuschel mich in meinen schlafsack und rieche an meinem pulli.


28/09/06 - tag 04: der permanente fischgeruch geht mir auf die nerven. finde auf meiner haut und meinen klamotten überall fischschuppen, ein trotz heißer dusche nicht zu vermeidendes übel. stelle mir vor, wie ich nach zwei wochen meerjungfrauengleich dem boot entsteige. will an land!!! schluchz. koche chili con carne zum mittag und die jungs schwitzen ein wenig beim essen. der gemeine australier mags ja nicht so spicy, daher hielt ich den geschmack bisher eher langweilig bis lasch. aber so langsam gewinne ich meinen appetit zurück und ab jetzt wird ordentlich gekocht. schließlich hab ich meinen halbungarischen ruf zu verlieren!

am abend gibt es thaicurry, meine spezialität. habe übrigens sowas von keine lust auf seafood hier wie noch nie, auch wenn ich die prächtigsten prawns und größten barramundi hier sehe. der gestank, der von meiner matratze aufsteigt, ist nicht auszuhalten. ich sprühe mein deodorant großflächig über den kopfbereich, was so gut wie nüscht bringt. mittlerweile müffelt mein schlafsack und mein schlafishirt schon nach käsefischfuß und ich habe echte probleme, einzuschlafen. lieber gott, gib mir recht bald ein richtig echtes bett, mit ner harten matratze, sauberen, weißen laken und ner praline auf dem duftenden kopfkissen!!!


29/09/06 - tag 05: wache wie gewohnt um 7 uhr 20 vom anker lichten auf. das hört sich an, als ob jemand direkt neben deinem bett versucht, mit ner kettensäge ein stahlrohr durchzuschneiden, oder so. jedenfalls sehr laut. das wasser ist heute kristall-blau und nicht, wie in den letzten tagen, schlammig-grün. das mag vor allem daran liegen, dass wir uns weiter von der küste entfernt haben und es tiefer ist. die dolfine springen heute in der gegend rum und ein riesenturtle hat sich im netz verfangen. mensch dude, sieh mal zu, dass de da wieder rauskommst.




ist der nicht süß? und sooooo groß! daz entlässt ihn zurück in die freiheit. fühle mich ein bißchen wie in free willy, free dude! zum mittag gibt es taco shells gefüllt mit chili und chicken vom vortag und salat. insgesamt ist es sehr ruhig hier an bord und nicht sehr viele prawns kreuzen unseren weg. wenn ich gaaanz viel glück habe, bleiben wir nicht volle zwei wochen auf see. kanns nämlich kaum erwarten, wieder festen boden zu betreten.

am abend bereite ich den ersten braten meines lebens zu. also eigentlich muss der ja nur in den ofen. bin trotzdem etwas aufgeregt. typisch australisches gericht übrigens, mit kartoffeln, blumenkohl mit ner weißen sauce drüber und viiiel gravy, der bratensauce. hier werden üblicherweise auch pommes mit gravy verzehrt ürlx. mein braten gelingt und ist schön saftig. viel kommentare bekomme ich zu meinem essen nicht, hauptsache macht satt, wa?! nach dem essen bekomme ich noch ne richtig echte seapython zu sehen...


die jungs arbeiten bis spät in die nacht und ich geh lieber ins bett. derryl hat mir seinen schlafsack als matratzenauflage gespendet und so ist der fiese fußgeruch nicht mehr ganz so fies. gut nacht.

30/09/06 - tag 06: der heutige höhepunkt meines tages besteht zweifellos im gebrauch der bordsansässigen waschmaschine, ein musterexemplar australischer technologie. sie wäscht ganze 15 minuten und zum schleudern muss man umtopfen, wie früher (nur festhalten muss man die schleuder zum glück nicht mehr). ja, ihr lieben, kleinigkeiten des alltäglichen lebens hier an bord der cape leveque erfreuen den geplagten geist.


habe inzwischen meine lieblingsbeschäftigung stark etabliert, das zeichnen und verbringe den größten teil des tages mit meinen sehr aquamarin angehauchten bildern. mein sonnendeck:


heute ist footy-tag, denn die westcoast eagles spielen gegen die sydney swans, das große finale. als sympathisantin des westen bin ich natürlich 100 % für die eagles (für alles andere würde ich wahrscheinlich auch gesteinigt) und außerdem, die habens ja all die jahre nisch leischt jehabt so als außenseiter, klugscheiß. nach einem langen und erbitterten kampf ihrereseits und mit dem fernsehempfang unsererseits endlich die erleichterung, eeeaaaaagles - eeeaaaaagles - eeeaaaaagles - jauchzt daz. da haben die doch glatt mit einem punkt gewonnen. abends gibts nen deftigen wurst-kohl-mören-bohnen-kartoffel-eintopf und ich bin ein wenig stolz, dass sich noch kein gericht wiederholt hat.


01/10/06 - tag 07: es ist sonntag und schon oktober, man wie die zeit vergeht. nicht so hier an bord. der minutenzeiger klickt und ich beschäftige mich mit kuchenbackenlesenmittagvorbereitenmalenkochenlesen..... craig brüllt von oben »where are all the fuckin´prawns gone...« ja, wat weeß ick denn. so langsam werde ich ungeduldig, mein arsch ist schon flunderplatt vom sitzen und ich würde sonstwas drum geben, einfach mal den strand rauf und runter zu rennen. craigs längste zeit ununterbrochen auf see waren wohl 166 tage. das würd ich ja im leben nicht aushalten. und schlafen tut er auch kaum, alle zwei tage mal ein paar stunden. na gut, dazu muss man aber auch sagen, dass die jungs, sofern sie nicht gerade krabben pulen, den lieben langen tag mit filme gucken und bücher lesen beschäftigt sind. aprospos film, am abend zieh ich mir »the big lebowsky« rein und im original ist der ja nochmal besser. nebenbei koche ich ein paar mit hühnchen, mais, champis und ner cremigen selbstgemachten mehlschwitzensauce gefüllten eierkuchen, die ich nachher im ofen mit käse überbacke. hab in meinem leben noch nie so ungesund gekocht wie hier, egal, die jungs sind begeistert und essen ihre teller komplett leer. na da scheint morgen doch wohl die sonne.

02/10/06 - tag 08: ich sterbe vor langerweile!!! ziehe mir deshalb zum wiederholten male »men in black« rein und backe einen aprikosen-nuss-rosinenkuchen. zähle die tage ab, bitte bitte lass uns früher zurückfahren, ich scheiß auf die kohle. oder lass ein paar wale vorbeiziehen, oder ein hai angreifen oder sonst irgendwas PASSIEREN! an dieser stelle ist es an der zeit endgültig aufzuräumen mit der romantischen vorstellung von der abenteuerlustigen prawnfischerei als einem ständigen kampf mit wind, wetter und wellen. und der prawnfischer an sich ist auch nicht der beau mit reichlich salz auf der vom wind gegerbten haut. aber bilder sprechen da ja mehr als worte. und überhaupt, in wirklichkeit ist es nämlich ein äußerst stinkiger job, bei dem die hände, geplagt in zu nassen handschuhen, weiß, glibberig und steif werden, mal abgesehen von den wunden, verursacht durch widerspenstige stachelfische. die fischschuppen finden sich überall, auch im bett und alles an deck klebt von der luftfeuchtigkeit (und dem fischtran - würg).


außerdem gibt es für wochen nichts weiter zu sehen als abwechselnd horizont, schon zum fünften mal gesehene filme und horizont. und unsere wichtigste aller süchte, die kommunikation, wird aufs äußerste strapaziert, da kein handyempfang, kein internet, nothin´. keen wunder, das daz den ganzen tag kifft, würd ick ooch an seiner stelle. mama, wann sinn wadn endlich daaa?!!!


doch siehe da, meine gebete werden erhört. juchee, jubilier, es geht zurück und zwar schon übermorgen (morgen geht nicht, da nicht genug wasser im hafen, aha, interessant). ich werde wohl auf die knie fallen, wenn ich festen boden betrete und selbigen küssen. danke prawns! und bleibt da, wo der pfeffer wächst! und ein ereignis jagt das nächste, ich habe empfang und kann telefonieren, ja, mit dem kleinen schwarzen ding, genannt handy! unfassbar, ich bin wieder mensch :-) peinlicherweise hatte ich die ganze zeit empfang, hätte mein MOBILtelefon nur mal mit aufs oberdeck nehmen müssen. zum lunch gibt es lasagne, improvisiert mit schinken und erbsen, die jungs findns supa. und nach langer warterei gibts auch mal wieder ein netz prawns und muddi kricht ne python in die hand. na herzlichen dank!


03/10/06 - tag 09: während in deutschland die vorbereitungen zum tag der einheit auf hochtouren laufen (krieg morgens deutsche welle - yeah) freue ich mich über »nur noch einmal schlafen«. das meer ist heute hellblau und hellgrün und so ist auch meine stimmung. vor lauter euphorie male ich ein tribute to johnny cash in mein tagebuch. deryll fragt mich, ob ich mir das alles ausdenke und nennt mich »crazy« und ich frage mich das langsam auch. zu meiner verteitigung muss gesagt werden, dass deryll nicht mal weiß, wer johnny cash ist.


zum mittag gibt es eine quiche, gebacken aus den vegie-resten vom vorabend, eine geniale idee, wie ich finde. ohne fleesch. so! die jungs fangen mit dem kleinen indikator-netz einen riesenturtle und diesmal kann ich ihn sogar anfassen. mein gott, ich verliebe mich auf der stelle. dieser weise blick und die runzeligen mundwinkel. und echte fingernägel. süüüüß! helfe mit, das verschreckte ding aus den fängen der barbarischen fischernetze zu befreien und zurück in den ocean zu entlassen. da schwimmt er in die freiheit ... und am abend dann die große enttäuschung, wir bleiben! so ein paar blöde prawns haben sich doch hierher verirrt, mistviecher. meine laune sinkt bis zum meeresboden. und von daher holen die jungs diese nacht dann auch so allerlei getier...



blowfish:


und zum schluss noch die empfehlung des abends: ein ganzes ofengebackenes huhn mit mit reis, blumenkohl und maiskolben angereichert mit einer cremigen curry-honig-sauce. guten appetit.



04/10/06 - tag 10: tick tack tick tack tick tack tick... die zeit steht beinahe still. warte heute vergeblich aufs segel hissen. deryll und daz wollen auch hause, hauptsächlich um in der nächtsgelegenen gaststätte eben verdientes geld in flüssiges gold umzuwandeln. eine gute idee, schließlich gabs für 10 tage keine alkoholischen getränke, wobei mir das wirklich nicht gefehlt hat. und alle die mich gut kennen wissen, dass ich opfer einer ausgeprägten kaffeesucht bin. doch hier verspüre ich nicht mal lust darauf. den letzten hatte ich vor zehn tagen!


am abend, eine gute gelegenheit abwartend, befrage ich dann den skipper zum thema heimreise. der letzte bissen meines wunderbar saftigen steaks mit zweierlei mashed potatoes findet gerade seinen weg durch craigs speiseröhre, während ich ihm meine going home pläne nahelege. am wochenende wird in der nähe von karratha ein neues gebiet zum prawnfischen freigegeben und er will auf direktem wege dorthin. zu meiner erleichterung wird er mich aber mit dem dingi (das kleine beiboot) übermorgen in den hafen bringen. geschafft! als er mich fragt, ob ich wirklich nur zwei wochen arbeiten will, bejahe ich kräftig. ich liege lange wach und beschäftige mich mit meinem computer. als deryll seinen schrank öffnet, riecht es daraus nach ungesundem pubs. ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf mein kleines zelt freue! 05/10/06 - tag 11: es ist sehr windig heute morgen und ich muss meine klamotten auf der leine mit jeweils 8 wäscheklammern sichern.


höre in den nachrichten, dass hier 42°C sind, aber auf dem boot ist davon nicht viel zu spüren. außerdem ist die aircondition unter deck so kalt, dass ich mir beim kochen immer nen pulli anziehen muss. die letzten prawns am frühen morgen, ein gutes zeichen für mich. koche eine wurst-gebratener-reis-erbsen-pfanne, so langsam aber sicher gehen mir die ideen und vor allem auch zutaten aus. da etwas scharf, wird die hälfte auf den tellern gelassen, sorry jungs. als entschädigung backe ich schnell meinen beliebten aprikosenkuchen. träume in den letzten tagen auffällig oft von berlin. einmal gibt mir frau naurath einen job für ein paar visitenkarten und wir disskutieren über die farbe lila, ein andernmal gibt mir susa ratschläge fürs kinderkriegen. und dann plötzlich bin ich in paris und london, häää???? wie auch immer, alle diese träume sind positiver natur und das liegt eventuell an der guten, frischen seeluft, die ich gezwungenermaßen inhaliere. am abend, kurz nach sonnenuntergang, das startsignal zum aufbruch. yippie yippie!! die jungs holen die netzte ein zum säubern, ekel. unzählige kleine, glotzende, todesstarre fische sind nämlich darin hängengeblieben und werden in kürzester zeit anfangen zu stinken. egal, dann werde ich nicht mehr hier sein, hi hi.


06/10/06 - tag 12: deryll, die olle hippe, quatscht mir ne frikadelle ans ohr. das kann ich ja besonders morgens richtig gut leiden. außerdem strotzt der nicht gerade von intelligenz, seicht formuliert, was die ganze sache umso lästiger macht. scharfsinnigerweise hat er craig letzte nacht angetragen, dass er das boot mir mir verlassen möchte und craig antwortete darauf, dass er nicht in den hafen gehen würde. ich spekuliere, dass er ihn aus arbeitstechnischen gründen nicht gehen lassen will. na toll, jetzt muss ich wegen dieser glüh... um meinen abtransport fürchten, bibber. will hause! jetzt sofort! die spannung wird bis aufs äußerste strapaziert, da craig versucht, etwa eine stunde von point sampson (unserer anlegestelle) noch den ein oder anderen prawn zu erlegen. glücklicherweise lässt sich keiner blicken und so geht es nach nervenzehrenden stunden (ich brate noch schnell ein paar steaks ab, serviert mit schinken-käse-damper) endlich richtung hafen. ich kann den jetty sehen, kinders ihr könnt euch meine erleichterung in diesem moment nicht vorstellen. land – ich komme!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!



eure prawntrawlerin

2 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Oh, wunderbare Geschichte! Willkommen zurück an Land! Die Susa

10/10/2006 12:34 am  
Anonymous Anonymous said...

Was hat den der arme Hai da um den Hals? Sieht irgenwie aus wie Ruehrei..poor mate..habt Ihr den wieder ins Wasser geworfen?
Gruss v. Vera

10/14/2006 12:03 am  

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