Wednesday, October 25, 2006

ein bißchen dornenvöschel

ihr lieben,

nach dem letzten sonne strand palmen bericht geht es diesmal wieder etwas rustikaler zu, es geht aufs land. etwa 250 km südwestlich von geraldton befindet sich die kleine ortschaft perenjori, weizengürtelperle und wildblumenattraktion.


wir treffen harry wieder, seines zeichens vietnamveteran, dorfältester und tratschtasche vor dem herrn.


er nimmt uns mit zu seiner farm, etwa eine halbe stunde raus aus perenjori. hier wird vornehmlich weizen an- und abgebaut und schafe geschoren.




ansonsten ist die farm eine ziemlich große müllhalde mit verschrotteten alten autos, maschinen und verrosteten gerätschaften.




und alsbald bekomme ich auch einen job. harry nimmt mich mit zu den schafen und drückt mir ne spritze in die hand. ähm, ähhh, ich – den kleinen lämmern ne nadel in den bauch rammen – schlotter.aber schliesslich wachse ich ja taeglich mit meinen aufgaben.


mein werkzeug...


außerdem gibt es schlimmeres, wie ich sogleich entdecke. kevin, dorfschwuler und eierabtrenner hat garantiert den härteren job. neben dem abklemmen der hammelhoden muss er selbigen nämlich auch den schwanz abschnüren.


kevin will jetzt übrigens joel genannt werden und hat es nicht leicht in perenjori. außerdem hat sein boyfriend im hiesigen pub einen der grölenden, schwulenhassenden dorfgrößen ordentlich verprügelt, ihn damit ordentlich blamiert und sich und kevin, sorry joel (ob das nun das gelbe vom ei ist?) nicht beliebter gemacht. ich grinse in mich rein und denke, wahrscheinlich wars das wert.


aber zurück zum thema, der arbeitsprozess läuft folgendermaßen ab: zuerst packt kevin äh joel das schaf bei den beinen und wirft es auf eine furchteinflößende gerätschaft, deren namen ich nicht weiß. wahrscheinlich schaf-einklemm-eier-abklemm-ohr-blut-spritzen-kreiselstuhl oder so. wie auch immer, das schaf wird sozusagen eingespannt und dann gehts los.


eine art zange, über die ein gummi gespannt ist, wird über den schafschwanz und gegebenenfalls hoden gezogen und das gummi quasi drübergepoppt. das tut selbst mir beim zuschaun weh(seltsamerweise bekommt kevin f... joel so einen luesternen gesichtsausdruck dabei... hmm... lieber nicht drueber nachdenken). schwanz und hoden fallen übrigens nach einer weile von selbst ab.


danach muss ich auf nen hebel treten und das karussel beginnt sich zu drehen, das soeben malträtierte schaf rutscht eine station weiter und wird nun getagt.
michelle jagt je nach geschlecht wechselseitig tags in des lammes ohr, welches sagt, ich gehöre zu familie james. danach erfolgt das »branding« (weiß nicht, wie die das bei schafen nennen) anhand einer speziell angefertigten zange. dies ist der wohl blutigste teil der prozedur. buhhhhuuuu, das arme tier blutet und schreit wie am spieß. harry sagt mir später, das das gemeine schaf nicht soo viel fühlt, doch ich denke, auch laemmer haben gefuehle.



nun bin ich dran. als erstes gebe ich den jungs einen kratzer mit einer mit blauer flüssigkeit gefüllten kanüle. danach bekommen alle die nadel, aua aua. die spritze ist ziemlich grob und stumpf und ich muss gewalt anwenden. dabei hilft mir der gedanke, dass die tiere sterben, wenn ich sie nicht richtig impfe. und bekanntlichermaßen stumpft man nach einer weile auch etwas ab. beinah emotionslos ramme ich bald dem armen tier die spritze zwischen vorderlauf und bauch. vermutlich wäre ich nicht eine besonders gute krankenschwester.


und als ob das alles nicht schon genug pein für den geschändeten vierbeiner ist, jetzt wird er auch noch aus dem stuhl geworfen...


... und landet meistens ziemlich unsanft in der schafrealität. blökend, hinkend und blutend rennt es davon. nun gut, genug des mitleids, schließlich verweigere ich mich ja auch nicht, wenn sie auf meinem teller landen. um den arbeitsprozess zu beschleunigen greife ich deshalb spaeter beherzt zur zange und beginne die schafe zu taggen. ganz zum schluss werden die lämmer noch gebacklined mit einer lila farbenen chemikalie, die irgendeiner bakterie vorbeugt.




geschafft. dem allen vorraus ging natürlich das schafscheren. hab mich nicht getraut, die scherer bei der arbeit zu fotografieren und bin deshalb danach reingeschlichen.



dies ist die schafwollpressmaschine...


...und hier werden die viecher zum scheren eingespannt.


am ende war meine hose mit blutspritzern übersät (clevereweise hatte ich mir zu diesem zwecke eine helle übergezogen) und ich stank wie n schaf aus dem a...


in der abendsonne wurden die schafe dann noch für den nächsten morgen gedraftet, nach dem motto die guten ins töpfchen (he???).


das schlachten durfte ich zum glück nicht miterleben. die getöteten schafe werden übrigens hier aufgehängt und von ihren innereien befreit, mhhh...


das war also mein tag auf der farm und olle pater ralph hat sich nicht einmal blicken lassen!


abends nahm uns harry noch mit in den perenjori pub, das hier wie überall auf dem lande größte und zentralste gebäude im ort. es gab chicken und bier und alte vietnamgeschichten von harry und ne fette frikadelle am ohr. danke harry.



gute nacht
sagt eure meggie

ps: achso, haette ich beinahe vergessen, mein allerneuestes schlangenerlebnis. stehe so mir nichts dir nichts in der farmlandschaft rum und sehe ploetzlich aus dem rechten unteren augenwinkel etwas durchs verdoerrte gras gleiten. diesmal konnte ich rechtzeitig die kamera zuecken und eine ausgewachsene dugite digital festhalten.ich frage harry, ob die giftig sei und er antwortet mir: ja, wenn sie beisst. all right!

Saturday, October 21, 2006

nix als strand

ihr lieben,

wir befinden uns auf dem weg nach exmouth, halbe strecke zwischen broome und perth. exmouth liegt auf einer landzunge, die ins ningalooreef, dem zweiten great barrier reef australiens hineinreicht. der vorteil hier: das korallenriff liegt direkt vor der küste und man muss nicht stundenlang rausfahren, um nach bunten fischen schnorcheln zu können. dies hier ist der leuchtturm von exmouth, ein herrlicher aussichtspunkt um wale zu beobachten und dem sonnenuntergang zu frönen.


über die landzunge erstreckt sich der cape range marine nationalpark mit vielen kleinen lauschigen campingspots und geführten tauch-schnorchel-angel-kursen. es ist gerade sehr sehr windig und der ocean ist stürmisch, das macht das schnorcheln weniger angenehm.


ich lasse mich von der starken strömung mitnehmen, der eingfleischte reeftaucher nennt das driftsnorkeling. ich lege in 15 minuten etwa 300 m! zurück und entscheide mich genug bunte fische gesehen zu haben. zu gefährlich.


außerdem begegnet man auch an land so einigem getier. keine angst, mate, du bist zu klein für meinen teller...



es geht weiter nach coral bay, einem kleinen ziemlich touristischen örtchen weiter im süden. wir finden einen campingspot südlich davon, am 14 mile beach.


es ist sooo windig und ich friere, sobald die sonne untergegangen ist.


dafür gibt es schön unjesund und dick mach aussie barbie.


am nächsten morgen mache ich einen strandspaziergang, herrlich. kein mensch weit und breit und türkisfarbenes wasser.




hier sollen auch irgendwo haie brüten... aha...


und beim zusammenpacken gibts noch ne »kleine« überraschung:


nach etwa 2000 km staubiger sandpiste und etlichen flußdurchquerungen bleiben wir doch tatsächlich an einer müllkippe stecken. gerade haben wir unsere tüte umweltfreundlich und verantwortungsbewusst entsorgt und wollen zurücksetzten... da drehen die räder durch, shit. es ist heiß und stinkt bestialisch. zum glück kommt in dem moment der caretaker vorbei und zieht uns raus. schwein gehabt, das hätte so die ein oder andere stunde dauern können.
wir fahren weiter zum berühmten shark bay nationalpark. als erstes halten wir am shell beach.


dieser strand besteht komplett aus muscheln und das ist bis heute nicht wissenschaftlich erklärt. diese muschelschicht ragt 5 meter in die erde hinein und wird täglich mehr.


macht sich besonders gut, um einmal meinen teint zu zeigen, einbild... wurde von mehreren seiten schon als abo bezeichnet und gefragt, ob ich nicht stütze von der regierung beantragen möchte.


von einigen aussichtspunkzen hier soll man wohl alle möglichen haiarten, seltene fische und sogar dugongs (seekühe) beobachten können.


ick seh nüscht außer nem spinifex hopper...


es wird auch langsam zeit für ein nachtlager. das blöde an diesem nationalpark ist, dass man außer in einem caravanpark nirgenswo ohne vorher eingeholter erlaubnis campen darf. unbegrenzte freiheit gewohnt haben wir überhaupt keine lust auf sowas und campen das erste mal bewußt illegal irgendwo in den dünen kurz voe monkey mia, dem dolfinparadies. so richtig hundertprozent wohl fühl ich mich dann doch nicht, im ständigen bewusstsein, vom ranger ertappt zu werden. egal, wir halten das feuer überschaubar und wachen am nächsten morgen mit einem alles entschädigenden blick über die bucht auf. großartig!



wir befinden uns quasi direkt neben monkey mia, einem touristenmekka in shark bay. hier finden dolfinfütterungen statt am überfüllten strand. wir harren eine weile aus, doch als die dolfine dann endlich auftauchen, hat sich eine große menschentraube gebildet, die alle sicht versperrt, außerdem kann mich das nach meinem dolphine imn freier wildbahn auf meinem prawntrawler eh nicht mehr beeindrucken. tschüssikowsky shark bay.
es geht weiter zum kalbarri nationalpark weiter südlich an der küste.


und wie ich so auf erkundungstour ein paar für touristen angefertigte steinstufen runtersteige, um den murchinson river zu entdecken, muss ich urplötzlich einen als zeitlupe empfundenen sprung nach hinten tätigen, schlange, aaahhhhh! sieht aus wie ne baby-kingbrown, ist aber, wie sich später herrausstellt eine dugite und ob die giftig ist, keine ahnung. sie ist braun, was kein besonders gutes zeichen ist.


kilbarry itself ist ein kleines hübsches küstenstädtchen mit ein paar wunderbaren kliffs zum angeln. die aussicht vom lookout ist großartig. so hab ich mir die westküste vorgestellt. der indische ozean ist tiefblau...




wir fahren weiter richtung süden, um irgendwo unser zelt aufzuschlagen. wir nehmen eine x-beliebige dirtroad rein in den busch und gelangen nach einer weile zickzack durchs nirgendwo zu einer art kleinen besiedlung, die nicht mehr ist als eine ansammlung von wellblechhütten, die eigenartig verlassen ausschauen. grusel.



sieht ein bißchen aus wie eine sekten-herberge...



... autos mit platten, vernagelte häuser, wohnwagen...



doch da, ein zeichen von zivilisation. ein älterer herr und sein enkel erklären, dass dies kleine beachshacks sind für urlauber, die hier schon seit über zwanzig jahren herkommen und offensichtlich keine miete zahlen.



er bietet uns sogar an, einfach zu bleiben und in irgendeiner hütte zu wohnen, schließlich ist die saison ja schon vorbei...


doch wir finden unser eigenes plätzchen zwischen den dünen in lucky bay, grandios!



zum strand sind es nur ein paar meter und der ist unwirklich schön. es ist sehr windig, wolken ziehen vorrüber und lassen alles dramatisch in der abendsonne erleuchten.




leider wird es durch den wind jetzt nachts auch empfindlich kalt und der bbq raucht, das mir die augen nur so tränen, da helfen nur sunnies...


der wind hat sich am nächsten morgen nicht gelegt, das macht das fischen unmöglich. dafür gibts nochmal 25 extra strandbilder. ich weiß, eure spannung ist schon bis zum bersten strapaziert...










ach wie schön, könnte ne woche urlaub hier machen... aber die zeit drängt. am eine noch eine der merkwürdigsten dinge, die ich hier jemals gesehen habe, ein rosafarbener see. in wirklichkeit war der fast pink und stank, irgendwas mit schwefel wahrscheinlich.


ich bin mittlerweile schon in perth. seit darwin sind das ganze 9.400 km in insgesamt 8 wochen. wahnsinn!
doch bevor ich mit meinem bericht wieder in die zivilisation eintauche, möchte ich euch mein letztes landwirtschaftliches erlebnis nicht vorenthalten. in meinem nächstenb post geht es auf eine schaffarm. ich werde sogar kräftig mit anpacken, ihr dürft also gespannt sein.

eure strandnixe

ps: preisausschreiben: dieser wurm hier, den ich am frühen morgen neben meinem bbq entdecke, ist wohl einer der grundnahrungsmittel der noch traditionell lebenden aboriginies. ich glaube, ich habe noch nie was unappetitlicheres gesehen. wer den isst gewinnt ein glas vegemite. (ob das der bessere tausch ist?)