Tuesday, February 14, 2006

und er faucht doch

ihr lieben,

ich hänge etwas hinterher mit meinen tagebuchaufzeichnungen und das mit dem internet ist hier nicht so einfach. muss nämlich immer warten, bis mich jemand nach cooktown mitnimmt. wie auch immer, ich arbeite jetzt schon eine woche hier und kenne fast alle biersorten, muss nicht mehr jedesmal »pardon???« fragen und fange an die abgeschiedenheit hier zu mögen.

achso, wenn ihr mal gucken wollt:


aber bevor ich weiter erzähle, muss ich mich erstmal in aller form entschuldigen. lieber markus k., du warst absolut im recht. die käfer fauchen doch! und zwar, wenn sie sich bedroht fühlen. dann stellen sie sich nämlich auf die hinterbeine, gucken grimmig drein (also für käfer) und fauchen. ja.
ein großer sport ist hier übrigens, die käfer in den ventilator fliegen zu sehen. der ventilator kickt sie nämlich, einem kricketschläger gleich, an den kopf vom nächsten stammgast. erstaunlich auch, das diese käfer an dir hängen, wie ne klette. die lassen einfach nicht mehr los.
liebe jenny, ich verspreche dir, keinen dieser biester mitzubringen, ich weiß, wie sehr du käfer liebst. ja, du kriegst ja deinen limovogel!!


und motten gibts hier auch. riesige!


dieses exemplar konnte sich nicht verkneifen, auf meine hand zu k.....

und das ist tim, der barchef. er kommt aus tamanien und sagte mir, wenn ich dahin will, würde seine mutter sich freuen mich zu bewirten. super, oder? is jebonkt! er sollte wirklich irgendwann mal seine zähne machen lassen.


das ist red, er ist ein typisch australischer cattledog und gaaaanz liiiiieeeb. er sieht immer aus, als ob er lachen würde. und wenn es ganz spät ist, darf er schonmal aufm tresen sitzen.


die nächte können schonmal lang werden. hier in der »voodoo lounge« mit deborah und richard, die uns ein paar tage nach meiner ankunft verlassen haben. sie werden weiter backpacken, schade, waren nämlich sehr lustig.


hier ein paar bilder von meinem arbeitsplatz, dies ist der kaffeetresen, wobei hier so gut wie niemand kaffee trinkt. ich glaube, ich bin die hauptkonsumentin. von dort aus hat man einen herrlichen blick auf die umgebung. im hintergrund sieht man die blackmountains. da rankt sich auch irgendeine romantische aboriginie dreamtime geschichte drum.



das lions den hotel. links neben dem eingang befindet sich eine kleine zapfsäule. ich muss nämlich auch gleichzeitig tankwart spielen. fühl mich ein bißchen wie out of schöneberg.
und darunter der tresen. dahinten mit dem hut, das ist mein chef chris.



ich hab auch wieder angefangen mit laufen. die kulisse ist einfach umwerfend und man begegnet so gut wie niemandem. und wenn doch, dann isses n stammgast auf dem weg zum lions den.



an meinem freien tag letzte woche nahm mich john, ein local, mit auf eine wanderung zu den homerule falls. kinders, das war großartig. vor allem deshalb, weil dort kein touri hinkommt. diesen ort kennen nämlich nur die einheimischen. der erste wasserfall war riesig und eigentlich waren es mehrere wasserfälle in einem. das wasser ist so klar und john meinte, sie haben es getestet. es ist eines der saubersten in ganz australien.


zoomt mal ran, das da hinten links in der ecke bin nämlich ich. hatte ne schöne rückenmassage vom herunterstürzenden wasser.


danach haben wir noch einen abstecher zu einem kleineren wasserfall gemacht. dort gibt es viele fische und wir sind nochmal baden gegangen. traumhaft!


das ist john, ein typischer local aus dieser gegend. hat australien nie verlassen. trinkt viel bier und raucht. und zeigt einem die umgebung für n getränk.


am abend war ich mit natasha noch in cooktown. das ist ein liebliches kleines städchen, herrlich gelegen, leider überall krokodile. und die einwohner sollen sehr seltsam sein. dies hier ist der hafen.


auto gefahren bin ich auch, 4 wheel drive. suuupppaaaa! ich hab ihn nicht einmal verrecken lassen.


dies hier ist archers point, ein zauberhafter lookout. hier lebt wohl ein riesengroßes croc, ich habs zum glück nicht gesehen.


ansonsten geht es hier eher rustikal zu. service gibts nicht, ich verkaufe direkt vom tresen weg. ab und zu kommen ein paar touris vorbei und manchmal sogar deutsche. da hier gerade regenzeit ist, ist es eher ruhig und mein job besteht zu einem großen teil aus putzen. und es wird hier einfach auch nix richtig sauber. schimmel überall. als nächstes möchte ich die zink mine besichtigen. das ist bestimmt spannend, in ein großes dunkles loch im berg hineinzugehen, grusel.

darwin und natasha


darwin mit ner riesentoad auf dem kopf


so, ihr süßen, dass wars für heute, muss zurück an den tresen. john muss sein stubbie of vb kriegen und marie anne wartet schon auf ihre large supreme pizza.

feuchtfröhliche grüße
von eurer local

ps: man, es fällt mir wie schuppen von den augen, endlich weiß ich, wer M.(KW) ist!!!! hab tagelang gerätselt. lieber micha, schön das du dich ab und zu einschaltest!

Thursday, February 09, 2006

bierausschank im outback

ihr lieben,

jetzt bin ich aber wirklich in australien angekommen! befinde mich mitten im nirgendwo an der nordostspitze dieses kontinents, quasi im outback 40 km südlich von cooktown. und cooktown, so sagt man, ist das ende von allem hier. wie es dazu kam? ich erzähls euch...

ich war in mission beach stehengeblieben. susanne kam am letzten abend und wir gönnten uns bei scottys eine riesige portion kangaroo-steak, das angeblich beste in queensland. mit ner pflaumensauce und stampfkartoffeln, boah ey, dit war vielleicht lecker. hatte ein bißchen schlechtes gewissen, da ich am nachmittag zwei tote wallabys am straßenrand hatte liegen sehen... ...egal!


später tranken wir noch bier mit mike, dem netten holländer und noch n weilchen später spielte uns nick, der canadier vom hostel, was auf seiner klampfe vor. und was? natürlich jack johnson. hört man hier einfach überall!

der abschied am nächsten morgen fiel mal wieder schwer. es ist wirklich merkwürdig, da bleibt man nur drei tage, hat eigentlich nicht viel miteinander zu tun außer n getränk am abend und trotzdem ist es am ende immer traurig. gerade wenn man so einen schönen platz verlassen muss wie dieses hostel.


und weiter nach cairns. schock. menschenmassen, laute musi, restaurant an restaurant. taschenschleppen, hostel finden. susanne, absolute schnäppchenjägerin, etwas anstrengend mit ihr. tja und viel mehr kann ich über cairns nicht sagen. da gabs ne lagune zum baden, da es direkt in der city keinen strand gibt. am ersten abend waren wir mit alex aus, im woolshed, soner teenie bar. und ich machte mich gleich auf jobsuche.

im hostel sah ich eine anzeige: das berühmte lion´s den hotel (hotel ist hier mehr ein pub oder ne kneipe) in der nähe von cooktown sucht barpersonal. wollte ja sowieso mal in dieses kaff, also rief ich gleich an. pam sagte mir sofort zu, nachdem ich ihr meine 10 jährige erfahrung offerierte. so schnell hatte ich damit gar nicht gerechnet. am nächsten oder besser übernächsten tag würde mich ihr partner chris abholen und nach cooktown bringen. der lohn klang nicht besonders berauschend, 300 dollar pro woche, sechs bis acht stunden, sechs tage die woche. frei wohnen und essen.

ich antwortete auch auf eine andere anzeige, mädchen gesucht für farmwork, 12 dollar netto die stunde und arbeiten, soviel ich kann (allerdings keine garantie für die länge des jobs). das mädchen am telefon war schwäbin, 20, sehr nett und suchte offenbar jemanden, der mit ihr die stupide farmarbeit teilt.
ich war schwer am überlegen. lieber mehr geld und schneller auf reisen gehen, dafür stupide arbeit (wohl auch im anliegenden wasserwerk, nachts flaschen abfüllen u.s.w.) im hinterletzten nest mit ner 20 jährigen deutschen (mein englisch würde mal wieder versacken). oder in einen pub im hinterletzten nest mit wenig kohle, dafür vielen locals (ob auch immer das gut ist) und mehr aussie-erfahrung?

???

ich entschied mich fürs hotel und wurde auch sogleich am nächsten tag angerufen, dass ich abgeholt werde. so konnte ich meinen mitreisenden gar nicht mehr tschüss sagen. ich packte meine sieben sachen und los gings.
das deutsche mädel war übrigens total traurig, dass ich nicht kommen würde. ich glaube, sie war auf ihrer farm sehr einsam.
chris holte mich ab und ich war total verblüfft. der sieht doch tatsächlich so aus wie uns´ lord helmchen... also groß und mit keine haare uffn kopf und ausgeprägter nase. ist das ein zeichen?
er lud mich in seinen großen track und wir machten uns auf den weg. das war schon etwas merkwürdig, da ich ihn nicht kannte und überhaupt nicht wusste, was mich erwartet. er fuhr die küstenstraße lang, um mir die herrliche landschaft zu zeigen. grandios! wir hatten mehr als vier stunden zeit uns zu unterhalten. ich war mal wieder total überrascht von den riesigen entfernungen. und übrigens, diese straße nach cooktown wurde erst letzten freitag fertiggestellt. noch vor einem jahr führte hier nur eine schlammige schotterpiste hin.
zwischendurch hielten wir in helga´s nursery, einer palmenzüchterei. das hat mich echt beeindruckt. einen so schönen ort habe ich selten gesehen. und mitten drin eine ältere, unheimlich gütig dreinblickende frau (holländerin) mit dem breitkrempigen hut und zwei hunden an ihrer seite. sie erzählte, noch bis vor 15 jahren war hier absolut nichts. sie hatte hier jeden einzelnen baum gepflanzt und jetzt sah es aus wie ein herrlicher dschungel. ich fragte sie, ob sie mit ihren pflanzen sprechen würde. sie sagte, ja natürlich und das ihre pflanzen klassische musik lieben würden. sie ist ein echtes unikat und ich habe leider kein foto gemacht.

auf dem weg sah ich mal wieder einen sonnenuntergang, der alles bisherige übertraf. viele wallabys und rinder säumten den straßenrand. ein sattes grün überall, berge, das meer und über hunderte kilometer einfach mal nichts als natur.


als wir ankamen war es schon dunkel.


pam, meine neue chefin, sagte mir hallo und natasha, meine zukünftige mitbewohnerin zeigte mir mein neues heim. kinders, ich lebe in einem zelt. es ist ein schönes zelt, ziemlich groß, auf einem holzgerüst wegen eventueller flut.

das ist eines der zelte (cabins), die sie hier vermieten. ich wohne in einem ähnlichen, nicht ganz so hoch.


der pub an sich ist unglaublich australisch. es ist eigentlich ne wellblechhütte und 130 jahre alt. das ist hier unheimlich geschichtsträchtig. chris ist übrigens der erste mann, der dieses hotel führt. vorher war es immer im besitz von frauen. es gibt einen kleinen tresen, einen pool tisch, die wände sind von oben bis unten mit gastkommentaren aus allen jahrzehnten beschriftet. alles ist etwas verkommen, aber gemütlich, ein altes klavier, ein souveniershop, stubbieholder (die dinger, wo das bier rein kommt) an den wänden. total verkruscht eben. und käfer, überall! große, kleine, fliegende, auf dem rücken liegende, die ganze luft summt und brummt.

hier gibt es einen kleinen raum, in dem irgendein freak schlangen, spinnen und ähnliches getier gesammelt hat.


ich habs für euch nocheinmal etwas gezoomt...




eigentlich kümmerte sich auch nicht so richtig jemand um mich, also machte ich mir ein sandwich und setzte mich vor den überdimensional großen fernseher. oh shit, dachte ich, jetzt hängste hier fest. das nächste kaff ist eine halbe stunde von hier entfernt. und sowas wie einen bus gibt es hier erst recht nicht. und mein handy hat sowas von keinen empfang! außerdem fühlte ich mich von dem ständigen hitze-air condition-wechsel ganz schön angeschlagen. also ging ich ins bett, machte die glotze an und versuchte, mich nicht zu sehr auf die fremdartigen, ohrenbetäubenden bush-geräusche zu konzentrieren. schon bald legte sich mein kleiner freund red, einer der hiesigen hunde, neben mein bett und umarmte dabei meinen rucksack. das tröstete mich irgendwie.



ich schlief mehr als 12 stunden, wobei ich zwischendurch immer wieder wach lag und mit meinem kränkelnden hals zu tun hatte.
der nächste tag empfing mich mit sonnenschein. ich machte mir frühstück und lernte ein paar kollegen kennen, alle insgesamt sehr nett. und die locals, kinders, ihr macht euch kein bild. bärtige, zahnlose, verstaubte typen, immer n bierchen in der hand. hier in der nähe ist eine zink-miene und das stammpublikum kommt nach und vor der schicht hierher. chris erzählte mir über die einheimischen, dass cooktown noch bis vor wenigen jahre ziemlich abgeschnitten war von allem anderen. deshalb kamen hier viele kriminelle her. hier würde sie niemand verhaften. es wäre einfach zu umständlich. außerdem sind viele etwas merkwürdig, da es hier einfach mal nichts zu tun gibt und nach der arbeit nur das trinken bleibt. er versicherte mir aber, dass es genauso viele ganz tolle charaktere gibt. ich werde demnächst mal ein paar fotografieren...


pam sagte mir, dass ich diesen tag noch frei hätte und am wochenende eingearbeitet werde (natürlich unbezahlt, hatte sie am telefon natürlich nicht erwähnt). also schaute ich mich ein wenig um. gleich drei zelte weiter befindet sich ein fluss. herrlich. dort kann man krokodil-frei baden. ach ja, erwähnte ich die schlangen hier? es gibt wohl einige hier und ich soll immer aufpassen, wo ich hinlatsche. der ein oder andere mag sich jetzt sorgen machen, mama, papa, tief ein und ausatmen! hier ist noch keiner gestorben.
es gibt wohl einen typ hier nebenan, der hat ne python als haustier. und auch ein paar spinnen. grins, schlotter...

na jedenfalls war ich am fluss, mein anderer kleiner freund brown begleitete mich auf schritt und tritt. ansonsten gab es hier nicht wirklich viel zu tun. hier ist einfach mal nichts. tim, mein zahnloser »trainer« zeigte mir die küche und alle kühlschränke. gott sei dank gibt es hier ne espressomaschine, die instantplürre hätte ich nicht mehr lange ertragen.

das ist brownie


heute nachmittag werde ich eingearbeitet. ich bin sehr gespannt. habe mit vielen dialekten zu kämpfen. die aussies kriegen hier wirklich nicht ihr maul auf beim reden, die aboriginies (es gibt viele hier, da sich irgendwo nebenan eine gemeinde befindet) haben wieder einen sehr eigenen slang und ein paar engländer gibts hier auch. mir wurde allerdings versprochen, wenn ich diesen ort verlasse, werde ich alles verstehen.

tja, ihr lieben und ob ich hier demnächst mit den käfern tanze, ob ich für jeden »stammi« das richtige bier finde und ob man hier auch holla hotti sagt, dass erzähle ich euch beim nächsten mal.

cheers
eure outbacktresenschlampe